Susanne Dahncke: „Coaching von Familienunternehmen glückt, wenn zunächst die Logik der Familie begriffen und schließlich mit dem System des Unternehmens in Balance gebracht wird.“
Die Expertin aus Hamburg vermittelte in einem knackigen Kurz-Workshop (24./25.03.2017) einen Mix aus wissenschaftlichen Kerngedanken und Methoden für die fundierte Arbeit mit Familienunternehmern und Unternehmerfamilien aus unterschiedlichen Generationen. Ihre anschaulichen Praxisbeispiele erleichterten es den TeilnehmerInnen, die theoretischen Inputs in ihrem Praxisbezug zu verstehen und sie auf den eigenen Arbeitskontext zu übertragen.
Gleich zu Beginn sammelte Dahncke eine Reihe sehr unterschiedlicher Wünsche und Interessen der TeilnehmerInnen ein, die z.T. selbst aus Unternehmerfamilien stammten, als Ehefrauen hinzugekommen waren, als Führungskraft in und als beratender Coach für Familienunternehmen tätig sind.
Die Ausführungen waren für die ZuhörerInnen augenöffnend und absolut relevant, denn ein Mitglied eines Familienunternehmens zu coachen bedeutet in erster Linie, die Logik der Unternehmerfamilie ins Bewusstsein zu bringen, um sie anschließend mit dem System Unternehmen in Balance zu bringen.
Da muss man es aushalten können, dass die Paradoxien, die im System stecken, nicht einfach auflösbar sind. Ein schönes Beispiel dafür ist, wenn der Unternehmensinhaber seinem Sohn, dem designierten Nachfolger väterlich autoritär befiehlt: „Mir reicht es! Fang endlich an, eine dominante Führungsrolle zu übernehmen! Ist das klar?“ und der Sohn kleinlaut „Ja, Papa!“ antwortet (so wie er es eben als Kind schon tat, wenn der Papa energisch wurde). Der Coach arbeitet diese meist unbewusst gelebten System-Vermischungen heraus und sortiert Rollenkonflikte durch Fragestellungen, wie „Redest Du gerade als Vater zu Deinem Sohn oder als Inhaber zu Deinem künftigen Nachfolger?“. Je nachdem gelten unterschiedliche Spiel- und Sprachregeln für ein konstruktives Miteinander.
Mitgliedern von Unternehmerfamilien hilft es, die oft als widersprüchlich empfundenen Erwartungen aus dem Familienkreis, dem Unternehmen und dem sonstigen Umfeld zu sortieren und einen selbstbestimmten Umgang damit zu finden.
Die bunte Mischung der TeilnehmerInnen hatte den besonderen Vorteil, dass der Themenkomplex aus vielfältigen Blickwinkeln heraus betrachtet wurde und jeder/jede für sich ungeahnte Aha-Momente und wertvolle Erkenntnisse mitgenommen hat.