MAL UNTER UNS mit Boris Gebhard
Was fasziniert Dich an der Erlebnispädagogik?
In ungewohnter Umgebung etwas Neues ausprobieren und sich spielerisch ins Geschehen einbringen ermöglicht uns ungeahntes Wachstum. Es beeindruckt mich immer wieder, wie Gruppen sich zu Teams formen, nachdem gemeinsam echte Herausforderungen überwunden wurden und jeder auf seine eigene Weise einen Teil zum Gelingen beigetragen hat. Diese realen Erlebnisse hinterlassen tiefe Eindrücke und intensive Gefühle. Wer einmal bei Sonnenaufgang auf einem Gipfel gestanden ist, den er aus eigener Kraft erreicht hat und die Fernsicht genießt, weiß wie nachhaltig solche Momente wirken. Da braucht es keine Worte mehr, nach dem Motto „the mountains speak for themselves“.
Was verstehst Du unter einer professionellen Haltung?
Klarheit über die Anforderungen an meine fachliche Rolle in Kombination mit der Klarheit über die eigene Persönlichkeit ist für mich die Basis. Meine Sozialisation, meine Familiengeschichte, meine Prägung durch Eltern und Geschwister, kulturelle Eigenheiten, mein Umgang mit Stress, was mich triggert – je bewusster ich mit meinen eigenen Themen umgehe, desto eher bleibe ich in meinem Job handlungs- und anschlussfähig.
Eine gute Portion Selbstfürsorge darf in einem energetisch anspruchsvollen Arbeitsfeld wie diesem nicht fehlen. Ich darf und soll meine Grenzen kennen und wahren und auf eine gute Balance achten.
Was wäre aus Dir geworden, wenn Du nicht Therapeut und Coach geworden wärst?
Hätte ich als 9-jähriger Junge das Leichtathletiktraining auf 4x in der Woche erhöht, wäre eine Karriere als Leistungssportler möglich gewesen. Ich wollte mich allerdings lieber weiter mit meinen Freunden treffen. Hätte ich über einen längeren Zeitraum stillsitzen können, wäre es mir vielleicht gelungen, mein Klavierspiel zu professionalisieren. Hätte ich zu gleicher Zeit meine Schachkarriere nach dem Gewinn der hessischen Meisterschaften so intensiv weiterbetrieben, könnte ich heute mindestens Großmeister sein. Wäre ich nicht nach Oberbayern umgezogen, hätte ich nach dem Abitur Lehramt studiert und wäre wie mein Vater am Ende gar Schulleiter geworden. Hätte meine Schwester nicht mit mir Sozialpädagogik studiert, wäre ich heute vielleicht Tauchlehrer in Honduras oder Guesthousebesitzer im Norden Thailands. Wäre ich zufrieden mit meinem Angestelltenverhältnis in der Jugendhilfe gewesen, dann hätte ich mich nicht weiterentwickelt zum systemischen Coach und Therapeut. Wäre ich nicht so ein impulsgesteuerter Bauchmensch, hätte sich mein bisheriges Leben überhaupt ganz anders entwickelt. Hätte, hätte – Fahrradkette ?
Wie ich auftanke?
Körperliche Bewegung an der frischen Luft gleicht mich aus. Ich laufe mit Vorliebe, um von a nach b (nach c und weiter nach d) zu kommen. Das kann dann schon mal in eine Alpenüberquerung mit meiner Familie ausarten oder ich jogge zu meiner Schwiegermutter und wieder zurück. Schneller geht es natürlich mit dem Rad – je nach Anlass und Bodenbeschaffenheit nehme ich das Rennrad oder das Mountainbike. Sehr gerne bin ich auch mit meinem Campingbus unterwegs und entspanne da, wo es mir gefällt. Lagerfeuer mit Freunden, Grillen am Fluss, dazu ein Bier und ich bin zufrieden. Seit 15 Jahren begleitet mich meine Frau, die meine Verrücktheiten mit mir teilt. Oft genügt ein kleiner Impuls, um das nächste Abenteuer gemeinsam zu beginnen.
Das macht mich einzigartig
Ich bin ein Mensch, der seinen Leidenschaften nachgeht. Wenn etwas in mir das Feuer entfacht, dann bin ich zu 100% dabei und kaum mehr davon abzubringen. So bin ich ein paar Jahre sehr ambitioniert Langstrecke bis zum Marathon gelaufen oder fahre immer wieder gerne Kanu, am liebsten direkt vor meiner Haustüre los. Es kann passieren, dass ich mich nach einer Doku auf Arte über fleischlose Ernährung ein halbes Jahr lang komplett vegan ernähre mit allen Konsequenzen für meine Familie, meine Freunde und mich. Ich bin ein sehr willensstarker Mensch, mit einem Haufen Energie und lebe nach der Devise: alles, was nicht passt, wird passend gemacht. Die Mischung aus weitgereistem, interessiertem, unabhängigem Geist, der offen ist für Ideen, Lebensweisen und Kulturen aller Art gepaart mit dem bodenständigen Familienmensch, der gerne bei seinen Lieben ist und die Vertrautheit des selber gebauten Nestes genießt, macht mich aus.