28.03.2020

Familienrekonstruktion mit Dr. Andrea Hirmer

Einmal im Jahr nehmen fünf Familientherapeut:innen an einem ganz besonderen Selbsterfahrungs-Schmankerl teil. Unter der Leitung von Dr. Andrea Hirmer rekonstruierten sie im Rahmen eines intensiven viertägigen Workshops Sequenzen aus ihren Familiengeschichten. Schnell entsteht eine tiefe Arbeitsatmosphäre bemerkenswerter Qualität, in der komplexe Themenfelder sortiert und bewältigt werden. Jede Teilnehmerin geht mit einem neuen Selbstverständnis sowie einer geschärften Haltung nach Hause.

Dieses Seminar ruft jemanden, der schon ahnt, dass es in der Familiengeschichte ein Geheimnis oder Tabu gibt, das er gerne aufdecken möchte, schilderte eine Teilnehmerin. So reisten alle Fünf mit einer konkreten Fragestellung oder zumindest mit einer Idee ins idyllische Seminarhaus Handloh in Niederbayern an.

Der Luxus der kleinen Gruppe bot die Gelegenheit, die persönliche Positionierung innerhalb des Familiensystems zu reflektieren und den eigenen Handlungsspielraum zu erweitern. In einem Warmup sortierten sie ihre Lebensthemen und feilten an ihren Zielfragen. Im Laufe der nächsten Tage erhielt jede Teilnehmerin eine ½tägige umfangreiche Rekonstruktionsarbeit, bei der Andrea zusammen mit der Gruppe bestimmte Passagen der Familienhistorie quasi mit der Lupe betrachtete. Dabei konzentrierten sie sich auf die Dynamiken einzelner Triaden und tauchten in kleinsten Schritten in die Beziehungssysteme (z.B. der Großeltern) ein, betrachteten sie absolut verdichtet und schälten die Auswirkungen (z.B. auf das Kind) heraus. 

Durch die Mischung aus emotional ergreifenden Themen, wie Missbrauch, Flucht, SS-Zeit,  und die intensive Arbeit in der Kleingruppe erreichten wir sehr schnell eine besondere Intensität und Nähe. In kürzester Zeit fühlten wir uns eng verbunden, weil wir als Stellvertreterinnen in den tiefen Arbeitsprozessen so wichtige Rollen für die anderen übernommen hatten. Wir haben miteinander geweint und geschrien, dabei auch sehr viel gelacht und sind jeden Abend völlig platt ins Bett gefallen.

Da war es sehr angenehm, dass die Gruppe das kleine Tagungszentrum für sich alleine hatte. Somit blieb das, was in den einzelnen Einheiten erlebt wurde, in einer guten Spannung.

Alle Teilnehmerinnen waren nach vier Tagen positiv gesättigt und freuen sich über ihren enormen Schatz an Selbsterfahrung. Als Zugewinn gab es eine Erweiterung der therapeutischen Vorstellungskraft für die Arbeit mit den Klienten.

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