Liebling + Schatz: Mit dem Zweiten therapiert man besser
Die IFW-Absolventen Birgitt Hölzel und Stefan Ruzas beraten von Paar zu Paar
Birgitt und Stefan, Ihr seid seit mehr als 22 Jahren verheiratet, Ihr habt hier bei uns am IFW gemeinsam in einem Kurs die Weiterbildung zum systemischen Einzel-, Paar- und Familientherapeuten gemacht und arbeitet in eurer Praxis Liebling + Schatz als Berater von Paar zu Paar. Werden euch die Gemeinsamkeiten nicht irgendwann zu viel?
Stefan: Wieso? Wir kriegen gar nicht genug voneinander…
Birgitt: …und wir haben ja zum Glück hier bei euch gelernt, wie man sich produktives Feedback gibt. Mal ganz abgesehen von der äußerst praxisbezogenen Erkenntnis, dass es sich lohnt, für eine Beziehung zu kämpfen. Nicht weil wir damit Geld verdienen, sondern weil so viel auf dem Spiel steht. Es ist nämlich nicht gesagt, dass es mit dem nächsten Partner besser wird.
Stefan: Und die oder der Neue wäre dann vermutlich nicht mal qualifiziert für die Beratung von Paaren. Wie langweilig!
Was ist denn überhaupt der Vorteil, zu zweit zu therapieren?
Stefan: Vier Augen sehen mehr als zwei, zwei Hirne merken sich mehr als eins. Wir sind also der Meinung: Mit dem Zweiten therapiert man besser. Weil wir als Liebling + Schatz viel intensiver aufnehmen, wie die Paare miteinander umgehen.
Birgitt: Außerdem können wir die weibliche und die männliche Perspektive anbieten. Normalerweise lassen sich Frauen eher von Frauen beraten und Männer bevorzugen Männer. Weil bei uns jeder Partner sozusagen seinen Anwalt hat, fühlen sich beide einfach sicherer.
Stefan: Gerade Männer kostet es nun mal etwas mehr Überwindung, über ihre Gefühle zu sprechen; auch in Krisenzeiten. Da ist unser Setting hilfreich, weil es einer Gesprächssituation entspricht, die sie kennen – mit Freunden zum Beispiel.
Seid Ihr denn in euren Sitzungen immer einer Meinung?
Birgitt: Nee, warum sollten wir? Ist doch ganz normal, dass man mal andere Eingebungen hat. Wir machen das dann oft sogar transparent und tauschen als „reflecting team“ unsere Argumente aus. Das ist für unsere Klienten spannend, weil es ihnen die ganze Bandbreite der Möglichkeiten in Therapie und Beratung aufzeigt…
Stefan: …und weil sie erleben, wie wir mit verschiedenen Meinungen umgehen. Das wirkt regelrecht entlastend. Aber es funktioniert auch nur, weil wir das gleiche Erfahrungsniveau haben. Wir kennen uns genau, unser Beratungskonzept und unseren Beratungsstil. Wir erkennen also, in welchen Situationen es sinnvoll ist, dass der eine eventuell mal etwas mehr konfrontiert und der andere mehr Verständnis zeigt.
Birgitt: Es ist wirklich so: Wir ergänzen uns und können so die Paare, die oft ja in einer ganz akuten Krise oder Not zu uns kommen, lösungsorientiert und effizient begleiten. Und das haben wir ja schließlich am IFW gelernt.
Euer Beruf färbt nicht auf eure Beziehung ab?
Birgitt: Natürlich kommt es schon mal vor, dass wir auch zu Hause im Therapeutenjargon miteinander reden. Aber dafür haben wir ja als Korrektiv zum Glück zwei pubertierender Töchter, die die Augen verdrehen, uns imitieren oder schlicht und einfach sagen: Hört auf, Ihr Psychos!
Birgitt Hölzel und Stefan Ruzas arbeiten in ihrer Praxis Liebling + Schatz (www.lieblingundschatz.de) in München. Sie veranstalten auch Workshops und Vorträge mit Namen wie „Energize your Love“ (für Paare in Langzeitbeziehungen) oder „Newborn Love“ (für werdende Eltern).