Unerwartete Durchbrüche mit Dynamic Facilitation
… „ich habe es nicht kommen sehen“, sagte die interne Beraterin einer großen deutschen Bank, als sie auf einer Konferenz über ihren ersten Versuch mit Dynamic Facilitation berichtete. Unmittelbar nach der Teilnahme an einem Dynamic Facilitation-Seminar sei sie zu einem Teamworkshop gefahren, der ihr schon länger Bauchschmerzen bereitet habe. Kurz vorher habe sie sich spontan entschlossen, ihren vorherigen Plan fallen zu lassen und es einfach mit Dynamic Facilitation zu versuchen.
Die Gruppe habe dann intensiv miteinander gerungen. Um 18:00 h habe sie noch keine Lösung gehabt, doch es wollten alle noch weiter machen. Und dann gegen 19:00 h sei er geschehen … der Durchbruch. Sie habe ihn nicht kommen sehen. Ganz plötzlich und wie aus dem Nichts sei eine Lösung aufgetaucht, bei der alle sofort spürten „das ist es“. Die Gruppe habe sich danach gar nicht bremsen lassen, sogar auf das Abendessen verzichtet und mit viel Energie noch bis tief in die Nacht ihre Lösung ausgefeilt .“
Berichte wie diese sind nicht selten. Stellen wir die Frage:
Was genau ist Dynamic Facilitation?
Eines der wichtigsten Kennzeichen der von Jim Rough entwickelten Methode Dynamic Facilitation besteht darin, dass man dabei weitgehend auf eine Kontrolle des Prozesses verzichtet und dem Fluss der Energie der Teilnehmer, der Eigendynamik des Dialogs und der natürlichen Spontaneität und Kreativität des Geistes großen Raum gibt. In diesem Raum kann die Selbstorganisation und Nicht-Linearität lebendiger Systeme wirksam werden und zu Durchbrüchen führen, die vorher keiner erwartet hat. Emergenz wird wirklich erlebbar …
Es gibt keine vom Moderator vorab geplanten Schritte, der Moderator hält die Teilnehmer nicht beim Thema, keiner muss bereit sein, Spielregeln zu beachten…. vieles ist ganz anders im Vergleich zu Moderation, wie sie oft praktiziert wird. Und zugleich gibt es sehr wirkungsvolle Interventionen, um unfruchtbare Ping-Pong-Kreisläufe zu unterbinden und um die Qualität des Dialogs auf hohem Niveau zu halten.
Typischerweise werden in einem Dynamic Facilitation Meeting keine Entscheidungen getroffen. Die Entscheidung wird spürbar als eine gefühlte Änderung in der Energie der Gruppe. Wenn jeder weiß, dass ein Durchbruch erreicht wurde, braucht es keine Abstimmung mehr. Die Entscheidung, die sich offenbart hat, wird nur noch bestätigt.
Dynamic Facilitation ist eine Moderationsmethode, die vor allem für schwierige, komplexe Themen geeignet ist – dort wo eine kreative Lösung gebraucht wird und dabei auch noch das Vertrauen unter den Teilnehmern wachsen soll:
- strategische Fragen
- konfliktäre oder potenziell konfliktäre Themen
- Fragestellungen, die mit rigiden Werturteilen „aufgeladen“ sind
- Themen, die eine versteckte Dimension haben
- vertrackte Probleme, an deren Lösbarkeit kaum einer mehr glaubt
- aber auch ganz normale Meetings, in denen die Qualität des Dialogs zu erodieren droht
Wisdom Council – Rat der Weisen
Der Rat der Weisen ist die zweite geniale Entdeckung von Jim Rough. Dabei handelt es sich um eine Methode, mit der ein großes System mit geringem Aufwand und in kurzer Zeit zu kollektiver Reflexion und kollektivem Lernen gebracht werden kann. Das System trifft sich alle vier oder sechs Monate für nur zwei Stunden, bekommt vom sogenannten Rat der Weisen Thesen und Empfehlungen vorgestellt und reflektiert darüber.
Der Rat der Weisen hat seine Thesen und Empfehlungen vorher mit Dynamic Facilitation erarbeitet. Und so kann er einen Ton anschlagen, der hinterher das ganze größere System in Resonanz versetzt.
Nähere Informationen zu beiden Themen sind zu finden…
… im Gast-Workshop von Matthias zur Bonsen in München. Vom 23. – 25.01.2019 gibt es die Möglichkeit, Dynamic Facilitation mit Matthias zur Bonsen zu erlernen. Ein (kleiner) Teil des Seminars wird auch der Vorstellung der auf Dynamic Facilitation aufbauenden Methode Wisdom Council oder Rat der Weisen vorbehalten sein. mehr
… im Buch Dynamic Facilitation – Die erfolgreiche Moderationsmethode für schwierige und verfahrene Situationen von Rosa Zubizarreta und Matthias zur Bonsen (Hrsg)
… im Interview von Matthias zur Bonsen mehr
Weitere Stimmen zu Dynamic Facilitation
Caterine Schwierz | Die Aufgabenstellung war anspruchsvoll: eine Arbeitsgruppe, die in einem Prozess von ungefähr einem Jahr und mehreren moderierten Treffen nicht zu dem gewünschten Ergebnis kam. Nach wie vor schien es, dass die Zielstellungen der einzelnen Gruppenmitglieder völlig unterschiedlich waren und es am Vertrauen untereinander fehlte. Die Gruppe zog die Notbremse und suchte nach einer neuen Herangehensweise. Hier kamen ich und Dynamic Facilitation ins Spiel. Damit gelang es, innerhalb von drei Arbeitstreffen Vertrauen aufzubauen, ein gemeinsames Zielbild zu erarbeiten und Handlungsfelder zu verabschieden. Heute arbeitet die Gruppe mit Motivation und Spaß an den gesteckten Zielen. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie es mit Hilfe von Dynamic Facilitation möglich ist, mit geringem Aufwand große gordische Knoten zu zerschlagen.
Sylvia Gysel | Das 15-köpfige Mitarbeiterteam einer NPO in der Ostschweiz soll sein Comittment zur Auflösung einer der drei Außenstellen geben und die Möglichkeiten zur Umsetzung erarbeiten. Dynamic Facilitation ist die Lösung. Der Effekt war genial. Akzeptanz und Comittment entstehen, das Team rückt emotional zusammen, in kurzer Zeit ist eine Lösung für die Umsetzung der Neustrukturierung geboren.
Simone Bögeholz, Phoenix Contact | In der Zwischenzeit hatte ich endlich die Möglichkeit, mit Dynamic Facilitation zu moderieren. Tolle Erfahrung! Mit Hilfe der Methode konnte die Gruppe in einem sehr komplexen, zum Teil undurchsichtigen Thema einen großen Schritt voran kommen. Der Prozess läuft noch und mit jedem Termin bringt uns Dynamic Facilitation mehr Klarheit.
Alexander Rall, PricewaterhouseCoopers | Dynamic Facilitation hat mich wirklich weitergebracht. Das liegt zum einen an der vermittelten Struktur von DF, insbesondere aber daran, dass sich die Rolle des Moderators zum ‚Talking Stick‘ wandelt. Der Moderator ist nah bei der Person, schenkt ihr seine ganze Aufmerksamkeit, hört zu, schreibt auf und fragt solange, bis der Teilnehmer ‚leer‘ – man könnte auch sagen ‚aufnahmebereit für alles Neue‘ – ist. Ich habe oft gesehen, wie sich im Verlaufe des Prozesses die Gesichter der Teilnehmer sichtlich entspannen und eine ruhige, von Wertschätzung geprägte und kreative Atmosphäre entsteht. Dies habe ich in allen Arten von Workshops erlebt: Teamentwicklungen, Aufarbeiten von Konflikten, Strategiefindung, aber auch in stark fachlich orientierten Workshops. Seitdem versuche ich, so oft es geht, mich in Moderationen zum ‚lebenden Talking Stick‘ zu machen, wie ich es bei Dynamic Facilitation gelernt habe.